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Mit Kastanien lassen sich in der Mathematik wunderbar Mengen abbilden.

Material-Tipps für die Grundschule – wie du für dein Kind Mathe anschaulich gestalten kannst

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Psst, soll ich dir ein Geheimnis verraten … ?

Dein Kind lernt Mathe und Rechnen nicht erst in der ersten Klasse, sondern beginnt damit schon deutlich vor der Einschulung. Hat dein Kind von einem Freund Besuch und du gibst ihnen ein paar Schokolinsen, die sie sich teilen sollen, dann klappt das in der Regel ziemlich gut. „Du bekommst eine, ich bekomme eine.“ Hier wird durch zwei dividiert (= geteilt), ohne dass dein Kind schon vorher etwas von dieser Rechenart gehört hat.

Anderes Beispiel: Angenommen, ihr seid zum Mittag drei Personen zu Hause. Dein Kind deckt gewöhnlich den Tisch. Heute aber kommen noch die beiden Omas und Opas zu Besuch. Dein Kind weiß sofort, dass es nun anstatt drei Teller sieben Teller aufzudecken hat. Klar, denn heute werden vier Personen mehr am Tisch sitzen. Und schwups, dein Kind hat hier addiert (= Plus gerechnet), ohne auch hier die leiseste Ahnung von der Rechenart zu haben.

Zugegeben, es sind jetzt noch keine komplexen Aufgabenstellungen, aber es geht mir hier auch viel mehr um das grundlegende Verständnis. Es sitzen auf einmal mehr Personen als üblich am Tisch, dann muss also noch etwas hinzugetan werden. Das ist ganz klar.

Jetzt kommt dein Kind in die 1. Klasse. Hier wird die Mathematik sehr schnell auf die abstrakte Ebene gebracht. Es werden Zahlen und Rechenoperatoren eingeführt. Eine ganz konkrete Situation, wie der Besuch zum Mittagessen, wird auf einmal auf nichtsprechende Symbole reduziert. Jetzt wird die Rechnung vom Mittagessen 3 + 4 = 7 auf einmal nicht mehr greifbar.

Dieser Schritt von der konkreten Handlungsebene auf die abstrakte Modellebene bereitet einigen Kindern Schwierigkeiten. Wenn dein Kind dazugehört, dann kannst du es dadurch unterstützen, dass die die Symbolebene wieder greifbar machst, indem du das Modell mit Material übersetzt. Dein Kind sieht optisch, welche Handlung welchen Effekt hervorruft, kann schieben, austauschen und ausprobieren. Das heißt also, dass dein Kind Mathematik anschaulich erlebt.

II. Material nur als vorübergehende Unterstützung

Ganz wichtig: Das Arbeiten mit dem Material soll nur eine vorübergehende Hilfestellung sein!

Mittelfristig solltest du auf jeden Fall darauf zielen, dass dein Kind auch ohne Material auskommt und direkt auf der Ebene der Ziffern, Zahlen und Rechenzeichen sicher arbeiten kann. Das Material ist dann überflüssig. Dieser Schritt passiert häufig recht schnell, sobald dein Kind das Prinzip auf der konkreten Handlungsebene verstanden hat und somit den Transfer in die abstrakte Ebene leisten kann.

III. Vorsicht beim Materialwechsel!

Es gibt ja so viele Materialien auf dem Markt, mit denen man Mathe anschaulich gestalten kann. Die einen Materialien sind bunt, die anderen folgen dem aktuellen Trend und die dritten Materialien werden im Bekanntenkreis empfohlen. Kein Wunder, dass man da schnell in Versuchung kommen kann, sich das ein oder andere Material zusätzlich anzuschaffen.

Das aber gerade bitte nicht! Die Materialien haben alle eine Sache gemeinsam. In die Materialien muss man sich ganz zu Beginn erst einmal hineindenken und den Umgang mit diesen erlernen. Das kostet viel Zeit und auch Kraft, die dann beide an anderer Stelle fehlen.

Von daher meine Empfehlung an dich: Wenn möglich, vermeidet einen häufigen Materialwechsel.

IV. Die Qual der Wahl beim Material

Es gibt nicht das EINE wahre Material. Insofern schaue dich gerne etwas auf dem Markt um.

Trotzdem möchte ich dir drei Aspekte für die Auswahl mitgeben.

  • Das Material sollte gefallen. Wenn dein Kind schon von vornherein das Material ablehnt, dann wird es damit auch nicht gerne und vermutlich auch nicht freiwillig arbeiten. Das Ziel, Mathematik handelnd zu entdecken und damit Mathematik anschaulich zu erfahren, wird mit dem Material dann nicht unterstützt werden.
  • Das Material sollte nicht ablenken. Mathematik anschaulich zu erleben, ist spannend und weckt die Neugierde. Dennoch braucht es auch Konzentration auf das, was gerade Thema ist. Wenn das Material an sich nun für ganz viel Aufmerksamkeit sorgt, weil es zum Beispiel blinkt, glitzert oder Soundeffekte hat, dann ist zu viel Ablenkung dabei und das Material für das Matheerleben ungeeignet. Ich weiß nicht, ob es tatsächlich so ein Material gibt, aber ich bin mir sicher, dass du für dein Kind ganz genau weißt, was die Konzentration „klaut“.
  • Es lohnt sich eventuell, auch mal in der Schule nachzufragen, ob – und falls ja – mit welchem Material im Matheunterricht gearbeitet wird. Das hat den riesigen Vorteil, dass dein Kind dann nicht zwischen zwei Materialien hin und her springen muss.

Im Folgenden möchte ich dir ein paar Materialien vorstellen, die ich je nach Kind gerne in der Praxis verwende.

V.a Mathe anschaulich gestalten - mit Wendeplättchen

Bei den Wendeplättchen handelt es sich um ein Material, das häufig in der Schule eingesetzt wird. Ihren Namen verdanken die Plättchen ihren unterschiedlich eingefärbten Seiten – in der Regel rot und blau.

Der Vorteil der zweifarbigen Plättchen besteht darin, dass man mit diesen sehr gut zwei Mengen differenziert zeigen kann. Du erinnerst dich noch an das Mittagessen mit den beiden Omas und Opas, also an unsere Rechenaufgabe 3+4? Um die Rechenaufgabe mit den Wendeplättchen als Material nachzustellen, kannst du drei Wendeplättchen auf die rote Seite drehen und vier weitere auf ihre blaue Seite. Dadurch, dass wir eine Plusaufgabe gegeben haben, werden die beiden Mengen zusammengefügt. Die Ergebnismenge besteht also aus sieben Plättchen. Anhand der Farbe erkennt man nach wie vor, aus welcher Ursprungsmenge die einzelnen Plättchen kamen.

Im Zehnerfeld liegen drei rote und vier blaue Wendeplättchen, also insgesamt sieben Plättchen.

V.b Mathe anschaulich gestalten - mit Dienes-Material

Das Dienes-Material gibt es in unterschiedlichen Farben (bunt und einfarbig) sowie Materialen (Holz und Kunststoff). Ich mag das Holzmaterial, da ich es zum Anfassen als sehr angenehm empfinde, aber da hat jeder seinen eigenen Geschmack. Im Umgang mit dem Material macht es keinen Unterschied.

Das Dienes-Material liefert bereits vorgefertigt die verschiedenen Elemente für die Nachbildung unseres Stellenwertsystems. Die Basis hierfür bilden kleine Würfel.

  • Einer: Würfel
  • Zehner: Stange bestehend aus zehn Würfeln
  • Hunderter: Platte (10×10) bestehend auch zehn 10er Stangen
  • Tausender: Würfel (10x10x10) bestehend aus zehn aufeinandergestapelten Hunderter-Platten

Ganz toll finde ich an dem Material, dass die kleinen Würfel andeutungsweise in die Stangen, in die Platten  und in die großen Würfel eingefräst sind, so dass man ein besseres Verständnis über Mengen und ihre Größenordnungen erhält.

Aus dem Dienes-Material werden der Tausenderwürfel, die Hunderterplatte, die Zehnerstange und der Einerwürfel gezeigt.

V.c Mathe anschaulich gestalten - mit Steckwürfeln

Steckwürfel üben insbesondere auf Kinder einen ganz besonderen Reiz aus, die sonst auch gerne bauen und konstruieren. Es können die tollsten Phantasiegebilde entstehen.

Es gibt die Steckwürfel in verschiedenen Farben. Toll wären Würfel in zwei unterschiedlichen Farben, aber es reicht auch eine Farbe aus, Mathe anschaulich zu gestalten.

Schön an den Steckwürfeln finde ich, dass man mit diesen unser Dezimalsystem nachbauen kann. Die Zahl 16 besteht zum Beispiel aus einem Zehner und fünf Einern. Um die Zahl 16 nun mit Steckwürfeln nachzubilden, hat man zwei Möglichkeiten. Entweder legt man 16 (Einer-)Würfel vor sich ab, was jedoch bereits eine recht unüberschaubare Menge wird, oder man baut zehn Würfel zu einer (Zehner-)Stange zusammen legt sechs Einerwürfel hinzu.

Mit Steckwürfeln kann man wunderbar unser Stellenwertsystem nachbauen.

V.d Mathe anschaulich gestalten - mit Muggelsteinchen

Tatsächlich bedarf es nicht unbedingt eines besonderen Mathematerials. Kennst du die kleinen Glasnuggets, die es häufig als Dekomaterial zu kaufen gibt? Diese Glasnuggets werden oft auch als Muggelsteine bezeichnet.

Ich mag diese Steine einfach. Sie liegen sehr angenehm in der Hand und machen kleine „klack“-Geräusche, wenn sie aneinanderstoßen. Kinder lieben sie.

Es gibt die Steine in den unterschiedlichsten Farben. Schön wäre es, zwei Farben zu haben. Dann kannst du die Steine analog zu den Wendeplättchen verwenden. Und wenn es dich nicht stört, dass man diese nicht zusammenbauen kann, sind sie auch eine prima Alternative zu den Steckwürfeln. Anstatt eine Zehnerstange zusammenzubauen, rückt man zehn Steine einfach näher zusammen.

Der Zahlenstrahl wird mit Muggelsteinen nachgebildet.

V.e Mathe anschaulich gestalten - mit Alltagsgegenständen

Ich bin mir sicher, dass du auch bei zu Hause tolle Alltagsgegenstände findest, die sich als Anschauungsmaterial eignen. Hier ein paar Beispiele:

  • Nudeln, getrocknete Bohnen oder getrocknete Kichererbsen
  • Wäscheklammern
  • Kastanien oder kleine Steine
  • Spielfiguren

Das Tolle daran ist, dass dein Kind dieses Material ganz sicher kennt. Das Material hat so erst einmal überhaupt keinen Bezug zu Mathe und wird bestimmt ein Schmunzeln hervorrufen, wenn du es für die Matheaufgaben bereitlegst.

Nudeln als Alltagsmaterial, um Mathematik anschaulich gestalten zu können

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